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Hintergrundinformationen

Verhaltensorientierter Ansatz der Sportstättenentwicklungsplanung

Im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaften wurde der neue Leitfaden für die Sportstättenentwicklungsplanung erstellt, der heute in vielen Kommunen eingesetzt wird. Die verhaltensorientierte Sportstättenentwicklungsplanung sieht in ihrem Ablauf neun Planungsschritte vor.

1. Problemanalyse und Zielformulierung

2. Bestandserhebung der Sportangebote und Sportaktivitäten

3. Bestandserhebung und Bewertung der Sportstätten

4. Ermittlung gegenwärtiger und zukünftiger Bedarf Anzahl der Sportler, Sportbedarf, Bedarf an Sportstätten

5. Bilanzierung von Bestand und Bedarf an Sportstätten

6. Konzipierung von Maßnahmen für Sportprogramme und -stätten

7. Prognose der Folgewirkungen von Maßnahmen

8. Prioritätenfestlegung und Entscheidung für Ziele und Maßnahmen

9. Erfolgskontrolle und Fortschreibung des Sportstättenentwicklungsplanes

Der Unterschied zur Planung nach dem Goldenen Plan Ost liegt vor allem in dem Planungsschritt 4 - der Bedarfsermittlung.

Der Bedarf an Sportstätten wird an dieser Stelle nicht nach Richtwerten, also qm Sportfläche pro Einwohner, sondern nach erhobenen Verhaltensparametern der Bevölkerung berechnet.

Ermittlung des Sport- und Sportanlagenbedarfs 

Sportbedarf je Sportart

= Einwohner x  Aktivenquote x  Präferenzfaktor x  Häufigkeit x  Dauer

Aktivenquote:

Gibt den Anteil der <Aktiven an allen Einwohnern des Planungsraumes an und errechnet sich aus der Multiplikation des >Disponiertenfaktor mit dem <Interessiertenfaktor und >Aktivenfaktor.

Disponiertenfaktor

Gibt den Anteil der >Disponierten (die sich für Sporttreiben interessieren) an allen Einwohnern an.

Präferenzfaktor

Gibt den Anteil der Sportler aus der >Sportbevölkerung (die Sportbevölkerung setzt sich zusammen aus tatsächlicher und potentieller) an, die eine bestimmte Sportart ausüben

Häufigkeit

der Sportausübung pro Sportler in einem bestimmten Zeitraum 

Dauer

Gibt den zeitlichen Umfang an, den Sportler - im Durchschnitt - eine Sportart je Sportaktivitätsereignis ausüben.

Sportanlagen-bedarf je Sportart

= Sportbedarf

 je Sportart x  Zuordnungs- faktor:  maßgebende

Nutzungs-intensität

Zuordnungsfaktor

Gibt den Anteil einer Sportart von der gesamten Sportart an, der auf einer bestimmten Sportanlagenart betrieben wird.

Nutzungsintensität

Die Nutzungsintensität als Bestandteil der Anlagenkapazität ergibt sich aus der (>Belegungsdichte x >Nutzungsdauer) und gibt für die Anlageneinheit einer Sportanlagenart die Anzahl der Sportler-Stunden je Woche an, die diese Sportanlagenart von einer Sportart genutzt werden kann.

 

Beispiel zur Berechnung der Sportbevölkerung und des Sportbedarfs

Von den 30000 Einwohnern der Gemeinde Musterhausen sind 66% sportlich aktiv. Dieser Wert ergibt sich aus dem Disponiertenfaktor, multipliziert mit dem Interessiertenfaktor und dem Aktivenfaktor. Von den 30000 Einwohnern der Beispielsgemeinde sind 90% für eine Sportausübung disponiert, von diesen sind 80% an einer Sportausübung interessiert und von diesen wiederum 92% auch sportlich aktiv:

Schritt 1: Berechnung der Aktivenquote

Disponiertenfaktor  x   Interessiertenfaktor   x   Aktivenfaktor   =  Aktivenquote

                 0,90        x                 0,80           x           0,92        =      0,66     

 

Somit ist die "Aktivenquote" mit 0,66 errechnet bzw. aus einer empirischen Untersuchung ermittelt. Mit ihr werden die Sport-Aktiven berechnet: 


Schritt 2: Berechnung der Sport-Aktiven

Einwohner               x                 Aktivenquote          =    Sport-Aktive

             30000                 x                           0,66             =         20000    

 

Von diesen 20000 Sport-Aktiven treiben 10% Turnen,13% Basketball, 15% Tennis, 8% Wandern und 54% andere Sportarten. Somit sind die "Präferenzfaktoren" mit 0,10, 0,13, 0,15, 0,08 und 0,84 gegeben. Mit diesen Faktoren werden die Sportler je Sportart berechnet:


Schritt 3: Berechnung der Sportler je Sportart

Sportart

Sport-Aktive           x               Präferenzfaktor      =   Sportler

Turnen

Basketball

Tennis

Wandern

andere

20000                    x                         0,10            =      2000

20000                    x                         0,13            =      2600

20000                    x                         0,15            =      3600

20000                    x                         0,08            =      1600

20000                    x                         0,84            =    16800

Summe aller Sportler:                                                                             26000

Da es Sport-Aktive gibt, die mehr als eine Sportart betreiben, ist die Zahl der Sportler größer als die der Sport-Aktiven.

Im weiteren Verfahren werden nun der Sportbedarf und der Anlagenbedarf errechnet.

Literaturempfehlung:  Bach,L.; Köhl,W; Hochstrate,K. (1991) Leitfaden zur Sportentwicklung. Bd.1 Planungsmethoden, Bd. 2 Arbeitsunterlagen für die Planung. Köln

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Sportstättenbau Nordbaden